Von Isfahan nach Yazd und weiter nach Mashhad, Mashhad, 22.6.2018
Zuerst gilt unser Dank Marianne, welche die Blogeinträge veröffentlicht, da wir im Iran keinen Zugriff zu Blogspot haben. Es wird wohl auch noch in weiteren Ländern der Fall sein, sicher in China. So ist es, wenn die Regierungen Angst vor ihrem Volk haben. Wir Schweizer haben bei der letzten Abstimmung freiwillig den freien Netzzugang eingeschränkt! Das wirkt umso fragwürdiger, wenn man in diesem Land sieht, wozu das führt.
Wir haben unsere Eindrücke von Isfahan schon im letzten Blog geschildert. Die Pracht vergangener Zeiten ist immer noch allgegenwärtig. Auffallend ist immer wieder die Freundlichkeit und Offenheit der Leute. Die Frage nach unserer Herkunft ist allgegenwärtig, eine gemeinsame Foto obligat. Die Zwangsverhüllung wird zwar immer noch durchgesetzt, die Schleier rutschen aber auch bei älteren Frauen verdächtig Richtung Nacken (angenehm ist es aber auch so nicht!). Nur im Strassenverkehr kennen die Iraner keine Zurückhaltung, sind aber trotzdem vorsichtig, sodass es trotz chaotischer Fahrweise kaum zu Kollisionen kommt. Der Fahrzeugpark erinnert ein wenig an Kuba, allerdings sind es vor allem Fahrzeuge aus eigener Produktion, welche die Strassen bevölkern. Die Marke Peugeot dominiert mit Lizenzprodukten mit den Modellen 405 und 206. Streng sind auf allen Strassen Geschwindigkeitskontrollen, auch uns hat es eine Busse beschert. Drei Fahrzeuge waren mit 10 km/h zu schnell unterwegs. Nach einigen Diskussionen einigte sich der iranische Reisebegleiter mit dem Polizisten auf eine Busse von total 8 Franken für alle drei Fahrzeuge, was selbstredend die Reisekasse nicht aus dem Gleichgewicht brachte. Immerhin ist dies der Preis eines normalen Nachtessens.
Das Essen ist meist einfach und etwas gleichtönig, aber durchaus schmackhaft. Das beste Getränk ist Wasser. Natürlich gibt es auch den üblichen amerikanischen Fusel von Cola über Fanta bis Sprite. Alkoholfreies Bier ist ebenfalls im Angebot, aber oft von zweifelhaftem Geschmack, vor allem, wenn es mit Fruchtextrakt angereichert ist. Daneben sind oft auch frische Fruchtsäfte erhältlich. Man sitzt meistens an einem Tisch, die Einheimischen bevorzugen mit Kissen belegte Liegen.
Am 19. Juni verliessen wir diese schöne Stadt in Richtung Südost nach Yazd. Damit tauchten wir nun so richtig in die Wüste ab. Nur noch wenige Pflanzen in ausgetrockneten Bachbetten erinnerten an den seltenen Regen, welcher sich vor allem in den bis zu 4000 m ansteigenden Bergen, aber auch dort nur spärlich ergiesst. Bei über 40° wirkt es etwas eigenartig, wenn bei Passübergängen Hinweistafeln für Schneeketten erscheinen. Tatsächlich sind aber die Winter eisig kalt, das Thermometer fällt auch im Flachland oft tagelang unter den Nullpunkt und zum Beispiel in Mashhad kann über mehrere Wochen Schnee liegen, ein klassisches kontinentales Klima also.
Yazd bedeutet für unsere Reisee den südlichsten Punkt unserer Reise. Wie Isfahan liegt die Stadt ungefähr auf 1400 m.ü.M. Die Altstadt wurde wie die meisten Siedlungen in dieser Gegend mit getrockneten, aber nicht gebrannten Lehmziegeln aufgebaut und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Wenn man unter der Dusche steht, fragt man sich, wo diese Stadt mit einer halben Million Einwohner mitten in der Wüste ihr Wasser her nimmt. Das Zauberwort heisst "Qanat". Gemeint damit sind tausende von unterirdischen Kanälen, welche über dutzende von Kilometern in den weichen Fels gegraben wurden und zum Teil über 100 m unter der Erdoberfläche liegen. Ein exakt berechnetes minimales Gefälle bringt das Wasser von den nahen Bergen zu den Siedlungen und wird mit einem ausgeklügelten System auf die Verbraucher verteilt. Für die Bevölkerung standen tief gelegene Wasserstellen zur Verfügung, wo sie sich gratis versorgen konnten. Reichere konnten gegen Bezahlung Abzweigungen zu ihren Häusern und Feldern leiten und finanzierten damit den teuren Unterhalt der Kanäle. Dieser ist auch heute noch Handarbeit und so gefährlich, dass die gläubigen Moslems zur Arbeit ihr Leichenhemd tragen. So sind sie Im Falle eines Zwischenfalles bereits korrekt für die Ewigkeit gekleidet.
Eine weitere Besonderheit dieser Stadt sind die "Badgirs". Dies sind eckige Türme auf den Häusern mit schlitzartigen Öffnungen nach allen Himmelsrichtungen. Mit diesen wird der Wind aufgefangen und nach unten in die Wohnräume geleitet, wo die heisse Luft über Wasser gekühlt wird. Die Abluft wird über die gleichen Kamine wieder nach oben geleitet (warme Luft steigt auf). Damit entsteht auch bei Aussentemperaturen von 45° (wie wir es erleben) ein angenehmes kühles Raumklima. Die Innenhöfe sind so angelegt, dass auf der südlichen, der Sonne abgewendeten Seite der offene Aufenthaltsraum für den Sommer liegt. Diesem gegenüber ist der abgeschlossene Winterraum, der damit maximal von der Sonneneinstrahlung im Winter profitiert. Dazwischen liegt der ebenfalls geschlossene Frühlingsraum für die Übergangszeiten.
Yazd ist das religiöse Zentrum der Zoroastrier. Es handelt sich dabei um die erste monotheistische (nur an einen Gott gläubige) Religion. Sie geht auf ihren Gründer Zarathustra zurück, welcher zwischen 1500 bis 1000 vor unserer Zeitrechnung lebte. Heute leben noch etwa 150'000 Anhänger, davon etwa 20'000 im Iran. Ihr Gott ist Ahura Mazda. Es gibt keine Abbildungen dieses Gottes. Verehrt wird das Licht, symbolisiert durch ein ewiges Feuer. Die Kernlehre der Zoroastrier ist die Trennung in guter Geist und schlechter Geist, welche verantwortlich ist für Tag und Nacht, Leben und Tod. Bis vor etwa siebzig Jahren wurden die Toten auf "Türmen des Schweigens" aufgebahrt, wo innert weniger Tage die Vögel nur noch die Knochen übrig liessen. Diese wurden dann im Turm unter Verschluss gebracht. Sinn dieses Rituals war es, weder die Erde mit den Leichen, noch die Luft mit dem Rauch des Feuers zu verschmutzen. Der letzte Schah unterband diese Praxis. Seither wird die Kontamination der Erde mit Zement verhindert. Interessant ist die Verbindung der Zoroastrier mit der Bibel: Es wird gesagt, dass die drei Weisen (Magier, Könige) aus dem Morgenland, welche Schmuck jedes Krippenspiels sind, tatsächlich Priester (Magi) der Zoroastrier waren, welche mit ihrer Anbetung das Supremat des Christentums über ihre Religion anerkannt hätten. Der Tempel mit dem Ewigen Feuer ist lediglich durch die zugrundeliegende Geschichte interessant, da dieser aus der Neuzeit stammt.
Von Yazd führte die Strasse weiter nach Norden über mehrere Gebirgsketten mit einem Aufenthalt zur Übernachtung in einer einfachen Unterkunft nahe Gonabad. Die Landschaft war weiter sehr abwechslungsreich. Nach vegetationslosen Gebirgsschluchten und öden Ebenen tauchten immer wieder überraschend grüne Oasen auf. Die alten Karawanenpfade säumen in regelmässigen Abständen von ca. 25 km Karawansereien, welche nach einem Tagesmarsch eine sichere Unterkunft boten. Die Wege durch die Wüste waren nicht nur wegen Raubtieren, sondern auch wegen Wegelagerern oft gefährlich.
Wir haben unsere Eindrücke von Isfahan schon im letzten Blog geschildert. Die Pracht vergangener Zeiten ist immer noch allgegenwärtig. Auffallend ist immer wieder die Freundlichkeit und Offenheit der Leute. Die Frage nach unserer Herkunft ist allgegenwärtig, eine gemeinsame Foto obligat. Die Zwangsverhüllung wird zwar immer noch durchgesetzt, die Schleier rutschen aber auch bei älteren Frauen verdächtig Richtung Nacken (angenehm ist es aber auch so nicht!). Nur im Strassenverkehr kennen die Iraner keine Zurückhaltung, sind aber trotzdem vorsichtig, sodass es trotz chaotischer Fahrweise kaum zu Kollisionen kommt. Der Fahrzeugpark erinnert ein wenig an Kuba, allerdings sind es vor allem Fahrzeuge aus eigener Produktion, welche die Strassen bevölkern. Die Marke Peugeot dominiert mit Lizenzprodukten mit den Modellen 405 und 206. Streng sind auf allen Strassen Geschwindigkeitskontrollen, auch uns hat es eine Busse beschert. Drei Fahrzeuge waren mit 10 km/h zu schnell unterwegs. Nach einigen Diskussionen einigte sich der iranische Reisebegleiter mit dem Polizisten auf eine Busse von total 8 Franken für alle drei Fahrzeuge, was selbstredend die Reisekasse nicht aus dem Gleichgewicht brachte. Immerhin ist dies der Preis eines normalen Nachtessens.
Das Essen ist meist einfach und etwas gleichtönig, aber durchaus schmackhaft. Das beste Getränk ist Wasser. Natürlich gibt es auch den üblichen amerikanischen Fusel von Cola über Fanta bis Sprite. Alkoholfreies Bier ist ebenfalls im Angebot, aber oft von zweifelhaftem Geschmack, vor allem, wenn es mit Fruchtextrakt angereichert ist. Daneben sind oft auch frische Fruchtsäfte erhältlich. Man sitzt meistens an einem Tisch, die Einheimischen bevorzugen mit Kissen belegte Liegen.
Am 19. Juni verliessen wir diese schöne Stadt in Richtung Südost nach Yazd. Damit tauchten wir nun so richtig in die Wüste ab. Nur noch wenige Pflanzen in ausgetrockneten Bachbetten erinnerten an den seltenen Regen, welcher sich vor allem in den bis zu 4000 m ansteigenden Bergen, aber auch dort nur spärlich ergiesst. Bei über 40° wirkt es etwas eigenartig, wenn bei Passübergängen Hinweistafeln für Schneeketten erscheinen. Tatsächlich sind aber die Winter eisig kalt, das Thermometer fällt auch im Flachland oft tagelang unter den Nullpunkt und zum Beispiel in Mashhad kann über mehrere Wochen Schnee liegen, ein klassisches kontinentales Klima also.
Yazd bedeutet für unsere Reisee den südlichsten Punkt unserer Reise. Wie Isfahan liegt die Stadt ungefähr auf 1400 m.ü.M. Die Altstadt wurde wie die meisten Siedlungen in dieser Gegend mit getrockneten, aber nicht gebrannten Lehmziegeln aufgebaut und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Wenn man unter der Dusche steht, fragt man sich, wo diese Stadt mit einer halben Million Einwohner mitten in der Wüste ihr Wasser her nimmt. Das Zauberwort heisst "Qanat". Gemeint damit sind tausende von unterirdischen Kanälen, welche über dutzende von Kilometern in den weichen Fels gegraben wurden und zum Teil über 100 m unter der Erdoberfläche liegen. Ein exakt berechnetes minimales Gefälle bringt das Wasser von den nahen Bergen zu den Siedlungen und wird mit einem ausgeklügelten System auf die Verbraucher verteilt. Für die Bevölkerung standen tief gelegene Wasserstellen zur Verfügung, wo sie sich gratis versorgen konnten. Reichere konnten gegen Bezahlung Abzweigungen zu ihren Häusern und Feldern leiten und finanzierten damit den teuren Unterhalt der Kanäle. Dieser ist auch heute noch Handarbeit und so gefährlich, dass die gläubigen Moslems zur Arbeit ihr Leichenhemd tragen. So sind sie Im Falle eines Zwischenfalles bereits korrekt für die Ewigkeit gekleidet.
Eine weitere Besonderheit dieser Stadt sind die "Badgirs". Dies sind eckige Türme auf den Häusern mit schlitzartigen Öffnungen nach allen Himmelsrichtungen. Mit diesen wird der Wind aufgefangen und nach unten in die Wohnräume geleitet, wo die heisse Luft über Wasser gekühlt wird. Die Abluft wird über die gleichen Kamine wieder nach oben geleitet (warme Luft steigt auf). Damit entsteht auch bei Aussentemperaturen von 45° (wie wir es erleben) ein angenehmes kühles Raumklima. Die Innenhöfe sind so angelegt, dass auf der südlichen, der Sonne abgewendeten Seite der offene Aufenthaltsraum für den Sommer liegt. Diesem gegenüber ist der abgeschlossene Winterraum, der damit maximal von der Sonneneinstrahlung im Winter profitiert. Dazwischen liegt der ebenfalls geschlossene Frühlingsraum für die Übergangszeiten.
Yazd ist das religiöse Zentrum der Zoroastrier. Es handelt sich dabei um die erste monotheistische (nur an einen Gott gläubige) Religion. Sie geht auf ihren Gründer Zarathustra zurück, welcher zwischen 1500 bis 1000 vor unserer Zeitrechnung lebte. Heute leben noch etwa 150'000 Anhänger, davon etwa 20'000 im Iran. Ihr Gott ist Ahura Mazda. Es gibt keine Abbildungen dieses Gottes. Verehrt wird das Licht, symbolisiert durch ein ewiges Feuer. Die Kernlehre der Zoroastrier ist die Trennung in guter Geist und schlechter Geist, welche verantwortlich ist für Tag und Nacht, Leben und Tod. Bis vor etwa siebzig Jahren wurden die Toten auf "Türmen des Schweigens" aufgebahrt, wo innert weniger Tage die Vögel nur noch die Knochen übrig liessen. Diese wurden dann im Turm unter Verschluss gebracht. Sinn dieses Rituals war es, weder die Erde mit den Leichen, noch die Luft mit dem Rauch des Feuers zu verschmutzen. Der letzte Schah unterband diese Praxis. Seither wird die Kontamination der Erde mit Zement verhindert. Interessant ist die Verbindung der Zoroastrier mit der Bibel: Es wird gesagt, dass die drei Weisen (Magier, Könige) aus dem Morgenland, welche Schmuck jedes Krippenspiels sind, tatsächlich Priester (Magi) der Zoroastrier waren, welche mit ihrer Anbetung das Supremat des Christentums über ihre Religion anerkannt hätten. Der Tempel mit dem Ewigen Feuer ist lediglich durch die zugrundeliegende Geschichte interessant, da dieser aus der Neuzeit stammt.
Von Yazd führte die Strasse weiter nach Norden über mehrere Gebirgsketten mit einem Aufenthalt zur Übernachtung in einer einfachen Unterkunft nahe Gonabad. Die Landschaft war weiter sehr abwechslungsreich. Nach vegetationslosen Gebirgsschluchten und öden Ebenen tauchten immer wieder überraschend grüne Oasen auf. Die alten Karawanenpfade säumen in regelmässigen Abständen von ca. 25 km Karawansereien, welche nach einem Tagesmarsch eine sichere Unterkunft boten. Die Wege durch die Wüste waren nicht nur wegen Raubtieren, sondern auch wegen Wegelagerern oft gefährlich.
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