Mittwoch, 25. Juli 2018

Binglingsi und Labrang Xiahe, 21.7.2018


Nach den ausgedehnten Wüstendurchquerungen betraten wir seit Lanzhou eine völlig neue Welt. Das Wasser fliesst im breiten Strom Huang Che (Gelber Fluss) und als Regen vom Himmel im Überfluss! Lanzhou gilt als die Stadt der Welt mit der grössten Luftverschmutzung, allerdings hatten wir Glück, der Regen und der Wind hatten bei unserer Ankunft allen Smog weggefegt und die goldene Abendsonne verbreitete eine friedliche Stimmung über dem Hochwasser führenden Fluss. Am Freitag hingegen war der Himmel den ganzen Tag verhangen und Regen begleitete uns auf dem Weg nach Xiahe. Das tat aber dem Erlebnis auf einem grossen Stausee mit 2-stündiger Fahrt zu den verborgenen Grotten von Binglingsi keinen Abbruch. Im Gegenteil, diese waren noch viel geheimnisvoller in ihrer Abgeschiedenheit. Dieser Abgeschiedenheit und der frühen Unterstellung unter Denkmalsschutz ist es auch zu verdanken, dass sie der Zerstörungswut der Roten Garden entgingen. Diese wüteten während der sogenannten Kulturrevolution aufs Schlimmste und zerstörten grosse Teile des huldigten. Sie sind es, die heute bei uns das grosse Wort in kulturellen Dingen schwingen. Binglingsi liegt wie beschrieben am Ende eines grossen Stausees am Huang Che und stammt zum grössten Teil aus der Zeit von 400 bis 800 unserer Zeitrechnung. Die Grotten sind mit Fresken ausgeschmückt und mit kleinen und grösseren Statuen der buddhistischen Tradition bestückt. Meistens sind diese direkt aus dem weichen Stein herausgehauen oder mit einer speziellen Technik aus Holz, Stroh und Ton geformt. Imposant ist eine grosse Buddha Statue, die aber sicher restauriert wurde. So stellen wir uns die von den Taliban zerstörten Statuen von Bamian in Afghanistan vor. Eine weitere wunderschöne liegende Buddha-Figur im Schlaf durften wir leider nicht abbilden. Diese wurde vor dem Aufstauen des Sees en bloc in sichere Höhe transferiert und dafür eigens ein kleiner Tempel errichtet.

Xiahe liegt am Rande der tibetischen Hochebene auf 3'000 m. ü. M. und ist schon stark von der tibetischen Kultur geprägt. Um 1700 unserer Zeitrechnung wurde in dieser Ortschaft an einem Zweig der Seidenstrasse ein Lamatempel errichtet, welcher sich rasch zu einem der wichtigsten religiösen Zentren des tibetischen Buddhismus entwickelte und in den Spitzenzeiten über 3'000 Mönche beherbergte. Nach den Revolutionswirren hat sich die Gemeinschaft wieder erholt und das Kloster ist als Schule und Pilgerort wieder sehr beliebt. Sie gilt auch als Zentrum der Ausbildung in tibetischer Medizin. Die Zahl der Mönche ist allerdings durch den chinesischen Staat auf 1'200 beschränkt. Diese sind in den Strassen mit ihren dunkelroten Gewändern allgegenwärtig, wobei die Handys auch bei ihnen nicht fehlen dürfen. Wir hatten eine interessante Führung durch einen Mönch, der seit Kindesalter in diesem Kloster lebt und voll in der religiösen Gedankenwelt des Buddhismus aufgegangen ist. Entsprechend war die Führung eher eine Lektion in buddhistischer Philosophie – der Lehrer stellt nur Fragen und gibt nie die Antwort, diese muss der Schüler selber rausfinden -, aber gerade deshalb besonders interessant. Zur Erheiterung: in den vielen Souvenirläden gibt es neben dem üblichen Ramsch (alles made in China) wegen der Höhe auch Sauerstoffflaschen zu kaufen.

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