Mittwoch, 27. Juni 2018

Von Mashhad über Turkmenistan nach Bukhara

Bukhara, 27.6.2018

am 24.6. verliessen wir den Iran endgültig. Nach 3,5 Stunden Zollabfertigung (ausklarieren im Iran und Zollkontrolle in Turkmenistan konnten unsere Frauen mit Erleichterung die Schleier ablegen und wir die holperigen Strassen Turkmenistans unter die Räder nehmen. Die Strassenbeläge sind in einem bedauerlichen Zustand, die Fahrer benötigen volle Konzentration, um den vielen, oft tiefen Schlaglöchern auszuweichen. Turkmenistan ist ein übler Polizeistaat. Unsere Fahrzeuge wurden mit einem GPS-Tracker ausgerüstet, der zu nehmende Weg wurde exakt vorgeschrieben. Alle paar Kilometer tauchte ein Polizeiposten auf, wo wir meist zwar durchgewunken wurden, etliche Male, vor allem in Grenznähe aber die Pässe vorweisen mussten. Unser lokaler Reisebegleiter war eigentlich dazu da, um uns beim Finden des Wegs behilflich zu sein, tatsächlich verfuhren wir uns zweimal ausgiebig, und zwar an Orten, wo es eigentlich nicht schwierig sein sollte, sich zu orientieren. Vermutlich war dieser Begleiter vor allem zu unserer Überwachung da. Die Ortschaften sind öde, dafür tauchten immer wieder seelenlose Prunkbauten postsowjetischen Stils entlang der Strasse auf, deren Verwendung unklar blieb und unbenützt wirkten. Es war auch verboten, die Baumwollfelder zu photographieren, zumindest, wenn sich Leute darauf befanden. Erstere beanspruchen den grössten Teil der bewirtschafteten Fläche Turkmenistans und offenbar auch Usbekistans und sind Ausgeburt der sowjetischen Planwirtschaft. Zu ihrer Bewässerung wurden zur Zeit der russisch-sowjetischen Besetzung grosse Kanalanlagen gebaut, welche dem Strom Amur Darya (Oxus in der Antike) und weiteren Flüssen aus den afghanisch-pakistanischen Bergen soviel Wasser entziehen, dass der einst grosse Baikal-See weitgehend ausgetrocknet ist. Wir atmeten am nächsten Tag alle auf, als wir dieses Land nach einem neuerlichen langwierigen Grenzprozedere verlassen konnten.
In Usbekistan atmet sichs wesentlich freier, der sehr gut deutsch und englisch sprechende lokale Reiseführer Otabek konnte uns glaubhaft darlegen, dass in diesem Land religiöse Toleranz gegenüber Andersgläubiger herrscht (u.a. Orthodoxe, Juden, Christen). Dank der langen sowjetischen Herrschaft wird auch ein gemässigter Islam praktiziert. Alle haben aber Angst vor dem Überschwappen radikaler Strömungen aus dem nahen Afghanistan. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit ist dazu leider ein idealer Nährboden. Bukhara ist eine wundervolle Stadt und war in der Zeit unseres Mittelalters lange politisches, wirtschaftliches und auch religiöses Zentrum des Mittlereen Ostens. Davon zeugen verschiedene Bauten. Das älteste noch vollständige Gebäude ist ein Mausoleum aus dem 10. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, das Mausoleum des Ismael Samani (Samanidenmausoleum). Es ist für uns beide zugleich das schönste Bauwerk der Stadt. Auf einem quadratischen Grundriss folgen nacheinander ein Achteck, dann ein Sechzehneck, welches in die runde Kuppel übergeht. Die Verzierungen sind ausschliesslich mit gebrannten Lehmziegeln hergestellt. Sie vereinen Symbole sowohl aus zoroastrischer wie muslimischer Tradition. Die zentrale Kalon-Moschee bietet Raum für 10'000 Betende, wird aber nur noch 2 Mal im Jahr benützt. Ihr angeschlossen ist eine Medrese (islamische Universität, ungefähr mit unseren Klosterschulen vergleichbar), welche auch zur Sowjetzeit als einzige ihrer Art in der ganzen Sowjetunion weiter lehren durfte. Entsprechend sind praktisch alle Imame in deren Nachfolgestaaten Abgänger dieser Schule. Monumental ist die Ark Zitadelle mit den riesigen 20 m hohen Mauern und dem darauf gebauten ehemaligen Palast des Emirs. Der letzte wurde 1920 gestürzt und floh mit einer gut bestückten Börse. Die Eroberung der Stadt durch die Rote Armee brachte allerdings einiges an Zerstörung. Vieles wurde später restauriert, so auch das eigentliche Wahrzeichen der Stadt, das mehr als 40 m hohe Minarett. Ebenfall aus Ziegelsteinen aufgebaut ruht es auf einem 10 m tief reichenden Fundament, welches bisher Schutz gegen alle Erschütterungen (auch Erdbeben) bot. Das Minarett hatte nicht zuletzt die Funktion eines Leuchtturms, der den Karawanen den Weg zeigte. Dementsprechend war es in der Nacht auch beleuchtet. Der Muezzin ruft nur noch 2x im Jahr vom grossen Minarett: Zum Ende des Ramadan und zum Hammelfest. Nun geht es ins Hamam, natürlich Weiblein und Männlein getrennt. Dann erfolgt um 19 h die Taxifahrt zu einem vom Reiseleiter ausgesuchten Restaurant. Morgen geht es weiter nach Samarkand. Wir werden dort weiter berichten

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