Montag, 18. Juni 2018

Isfahan, 17. Juni 2018
Über die türkisch-iranische Grenze nach Isfahan.
Die lange Reise durch eine abwechslungsreiche Gegend führte uns durch weite Landwirtschaftsgebiete Anatoliens mit ausgedehnten Getreidefeldern und Aprikosenplantagen, aber auch Weinberge bis an die vulkanisch geprägte Grenzregion ganz im Nordosten der Türkei. Wir haben uns dieses Gebiet ganz anders vorgestellt! Anatolien ist eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Region mit meist nur hügeligen Gebirgszügen und grossen Wasserreserven in riesigen Stauseen, welche zum Teil noch im Bau sind. So nützlich diese für die lokale Wirtschaft sind, bedeuten sie allerdings für die untenliegenden Regionen in Syrien und im Irak ernsthafte Verknappung des wichtigsten Rohstoffes, welcher früher reichlich durch die Flüsse Euphrat und Tigris in ihre weiten Ebenen gebracht wurde. Auf solche Bedürfnisse scheint die Türkei wenig Rücksicht zu nehmen. Dies könnte in Zukunft zum entscheidenden Konfliktstoff in der schon jetzt kriegsgeplagten Gegend werden.

Die Strassen sind in der Türkei durchwegs gut ausgebaut und meist auch in gutem Zustand. Auch die Hauptstrassen sind durchgehend auf zwei Spuren pro Richtung ausgebaut. Je näher wir uns den kurdisch bewohnten Gebieten näherten, steigerte sich die Präsenz von Militär und Polizei mit Kontrollen und Strassensperren. Wir stiessen auf viel freundliches Interesse der Beamten, ohne je wirklich kontrolliert zu werden. Noch mehr war die gespannte Situation in der iranischen Grenzregion zu spüren. Die Strasse führte die letzten Kilometer bis zum Grenzort Dogubayazit entlang der Grenze auf einen hohen Pass mit frischer Lava bis zum Strassenrand, natürlich ein interessantes Sujet zum photographieren. Kaum ausgestiegen, wurden wir von einem Wachtturm auf der Bergkuppe aus per Megaphon aufgerufen. Was der Grenzwächter sagte, verstanden wir natürlich nicht, aber freundlich war es auf alle Fälle nicht. Trotzdem schossen wir in aller Eile einige Bilder und machten uns dann raschmöglichst wieder auf den Weg. Schon nach wenigen Kurven tauchte am Horizont der mächtige, schneebedeckte Vulkankegel des Ararat am Horizont auf. Eigentlich sind es zwei Gipfel, der höhere ragt bis 5137 m über Meer aus der Hochebene bis in die Wolken. Dass diesem Berg mythische Bedeutung zugeschrieben wird, verwundert bei seinem Anblick keinen Augenblick! Die Arche haben wir allerdings nicht entdeckt, entweder ist sie vom Schnee bedeckt, oder hat Noah schlechtes Teak verwendet. Im einfachen Hotel mit schönem Blick auf das Gebirge gab es nichts zu essen, sodass wir uns mitten in das fröhliche Treiben in der Stadtmitte mischten und die Leute beim Fastenbrechen (Ende des Ramadan) antrafen. Es wurde viel gelacht und gefeiert, Alkohol war dagegen kein Thema, auch im Hotel, wo wir mit unserer Reisegesellschaft auf unseren Hochzeitstag anstossen wollten, war der Vorrat bis auf einen kleinen Rest aufgebraucht, es reichte gerade noch für ein Glas Wein pro Person. Seither herrscht absolute Trockenzeit!
Uns wurde gesagt, dass der Grenzübertritt bis zu 13 Stunden dauern könne, so waren wir glücklich, dass wir uns schon nach knapp 3 Stunden auf der iranischen Seite befanden und Zeit gewonnen hatten, um ein besonderes Bijou abseits der Durchgangsstrecke im Gebirge aufzusuchen. Die armenische Klosteranlage Quareh Kalisa (Schwarze Kirche) stammt in ihren ersten Spuren aus dem Jahr 43 unserer Zeitrechnung! Sie sei vom heiligen Thaddaeus gegründet worden, der 66 pc von den Armeniern ermordet wurde. 371 wurde eine erste Kirche an dieser Stelle errichtet. Teile der heutigen Kirche entstanden im 14. Jahrhundert und wurden um 1810 erweitert. Täbriz bietet kaum Sehenswürdigkeiten und diente uns lediglich als Etappenort, um am 16.6. die längste Etappe dieser Reise über 900 km unter die Räder zu nehmen. Die Gegend nach Tabriz wird zunehmend wüstenhaft, nur die Talböden sind oft grün und landwirtschaftlich genutzt. Da auch im Iran die Strassen grosszügig dimensioniert sind, kamen wir gut voran und erreichten Isfahan am frühen Abend. Isfahan war mehrermals in der iranischen Geschichte Hauptstadt. Das Stadtzentrum ist von einmaliger Pracht. Im Zentrum dehnt sich ein riesiger Platz aus, der nur noch vom Tian'an Men Platz in Beijing übertroffen wird. Im Gegensatz zu diesem lebt aber dieser Platz und wird von der Bevölkerung als Treffpunkt und Picknickort (jede Familie breitet ihren Teppich aus und geniesst das umfangreiche, mitgebrachte Essen)m rege benützt. Noch am gleichen Abend suchten wir ihn auf und genossen das fröhliche Treiben von tausenden lokaler Familien zwischen den Springbrunnen, Arkaden und Moscheen.
Ich weiss nicht, ob dieser Text den Blog erreicht, da das Internet teilweise gesperrt ist. Sonst müssen wir bis zur Ausreise nach Turkmenistan mit der Veröffentlichung warten.

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