Pingyao bis Datong
Datong, 28.7.2018
Wir gratulieren Sämi zum Geburtstag und Peru zum
Nationalfeiertag!
Der Weg von Xi’An bis Pingyao führte vollständig über die
Autobahn und war langweilig und ereignislos. Dafür wurden wir mehr als genug
durch die vollständig erhaltene Altstadt von Pingyao entschädigt! Die Fahrzeuge
mussten wir vor der Stadt hinterlassen und mit dem Tagesgepäck Elektrofahrzeuge
besteigen, welche uns durch die engen Gassen (Hutong) direkt vor die Hoteltüre
führten. Auch das Hotel hat den ursprünglichen 2-stöckigen Charakter bewahrt,
die Zimmer sind einfach, aber praktisch eingerichtet, samt kompaktem
Dusche/WC/Brünneli. In der Altstadt, welche immer noch über die ursprüngliche
Stadtmauer verfügt, wohnen 18'000 Menschen, 4'000 Residenzen aus der Zeit der
letzten zwei Dynastien (Ming und Qing) sind erhalten geblieben und nicht der
revolutionären Erneuerungswut Mao’s und seiner Roten Garden zum Opfer gefallen.
Von grosser Bedeutung ist Pingyao aber auch wegen seiner Geschichte als
Bankenplatz. Seine Kaufleute waren die ersten, die Banken und Schecks in China
einführten und dadurch wesentlich dazu beitrugen, den Handel zu erleichtern.
Heute ist vor allem wohltuend, dass die Stadt nicht zu einem Museum verkommen
ist, wie wir es anderswo in China immer wieder erleben mussten, sondern auch
über ein Eigenleben ohne Touristenströme verfügt. Diese Stadt ist zweifellos
ein Juwel unter allen Sehenswürdigkeiten Chinas! Leider blieb uns viel zu wenig
Zeit, die Gassen zu durchstöbern. Eines ist sicher: Falls sich Gelegenheit
bietet, werden wir wiederkommen!
Wie bei Ebbe und Flut waren wir am Morgen gezwungen, vor dem
Ansturm der Besucherströme die Stadt zu verlassen. Dies gab uns die angenehme
Gelegenheit, auf dem Weg nach Datong zwei weitere kulturelle Höhepunkte zu
erleben: In Yingxian die älteste erhaltene Holzpagode von Muta aus dem Jahr
1056 unserer Zeitrechnung und die buddhistische Klosteranlage von Xuankong.
Diese ist förmlich an den Felsen geklebt. Die einzelnen Klausen sind durch enge
Stege mit niedriger Brüstung untereinander verbunden, das Ganze ruht auf langen
hölzernen Pfeilern, welche zusammen mit Felsankern die nötige Stabilität
bieten. Für Leute mit Höhenangst jedenfalls nicht ganz unproblematisch, Doris
lässt grüssen.
Datong liegt im Zentrum des Kohleabbaus von China und war
noch vor wenigen Jahren eine staubige und schwarze Minenstadt. Davon ist heute
nichts mehr zu sehen. Typisch für China ist, dass die Altstadt im
revolutionären Aufbruch zerstört und durch Plattenbauten ersetzt wurde. Heute
passiert das Gegenteil. Alle Neubauten werden abgerissen und die alten
Quartiere wiederaufgebaut. Auch die Stadtmauer ist wieder vollständig
instandgesetzt. Für europäische Augen wirkt alles zu künstlich, es entspricht
aber dem chinesischen Zeitgeist. Zeitlos ist hingegen buddhistische
Grottenanlage von Yungang etwas ausserhalb der Stadt. 460 n.Chr. begannen die
Arbeiten dieser Anlage. Nach nur 60 Jahren waren sie fertiggestellt. 51'000
Statuen, welche alle aus dem Felsen gemeisselt wurden, zieren die Grotten.
Viele sind noch sehr gut erhalten und beeindrucken nicht nur durch ihre Grösse,
sondern auch durch die feinen, charaktervollen Gesichtszüge und die immer noch
sehr gut erhaltene Bemalung. Von allen Grotten, die wir seit Kisil gesehen
haben, sind diese zweifellos die eindrücklichsten. Schön, dass wir mit diesen
unbeschreiblichen Eindrücken unsere lange Reise beschliessen dürfen. Morgen ist
noch ein Besuch der Grossen Mauer geplant. Danach schwenkt der Pfad nach
Beijing ein und ein prägendes und unvergessliches Abenteuer findet sein
endgültiges Ende! Und unser Traum, Beijing, Sämi, Noa, Max und Ruedi einmal in
gemächlichem Tempo, ohne Jetlag und auf den «eigenen» vier Rädern zu besuchen,
Realität. Der Weg war das Ziel – und er war es!